Erneuerbare-Energieanlagen spielen beim Übergang zu sauberen Technologien und bei globalen Strategien zur Erreichung der Netto-Null-Ziele eine wichtige Rolle. Die Internationale Energieagentur (IEA) schätzt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der weltweiten Stromerzeugung im Jahr 2020 auf 29 Prozent gestiegen ist1. Besonders deutlich war der Zuwachs bei der Windenergie, deren Anteil im vergangenen Jahr um 17 Prozent (275 TWh) gestiegen ist, gefolgt von der Photovoltaik mit einem Plus von 12 Prozent (145 TWh). Die IEA erwartet für die kommenden Jahre eine Fortsetzung und Beschleunigung dieses Trends und geht davon aus, dass auf die erneuerbaren Energien bis 2026 fast 95 Prozent des Anstiegs der weltweiten Stromerzeugungskapazität entfallen werden.
Die flächendeckende Installation von EE-Anlagen wie Wind- und Solarparks ist jedoch in zweierlei Hinsicht problematisch. Die erste Herausforderung sind die wetterbedingten Schwankungen bei der Versorgung. Da wir nicht steuern können, wann der Wind weht oder die Sonne scheint, kommt es zu einem unregelmässigen Stromfluss, der nicht auf den Bedarf des Netzes abgestimmt ist. Die zweite Herausforderung besteht im Transport des Stroms über weite Strecken, für den eine umfangreiche, teure und materialaufwändige Infrastruktur benötigt wird. Das behindert den Bau von grossflächigen Photovoltaikanlagen in sonnenreichen Wüsten oder von Offshore-Windparks an windreichen Standorten, von wo der Strom über grosse Entfernungen zum Abnehmer transportiert werden muss.
Erneuerbare Energie speichern
Sulzer hat gemeinsam mit den Kunden Lösungen für diese beiden Probleme entwickelt – zum Beispiel im Rahmen eines bahnbrechenden Projekts für die Offshore-Energiespeicherung des niederländischen EE-Unternehmens FLASC. FLASC will erneuerbare Energie am Erzeugungsort speichern, um sie den Verbrauchern später bei grossem Energiebedarf in Spitzenzeiten zu liefern. So soll aus einer intermittierenden erneuerbaren Energiequelle eine zuverlässige, saubere Erzeugungsressource werden.
Sulzer liefert für dieses Projekt eine massgeschneiderte Lösung, bei der die erneuerbare Energie in verdichteter Luft und Wasser gespeichert wird und bei Bedarf abgerufen werden kann. Im Wesentlichen wird dabei Wasser in eine Vielzahl von mit Luft gefüllten Behältern gepumpt, um die Luft zu komprimieren. Dieser Pumpprozess wird so lange wiederholt, bis die Behälter mit einem Gemisch aus extrem verdichteter Luft und Wasser gefüllt sind. Bei Energiebedarf im Netz wird das Wasser dann über eine hydraulische Turbine sehr schnell abgelassen, wobei Strom für das Netz erzeugt wird.
Hauptkomponenten dieses Systems sind die Pumpen und die hydraulischen Turbinen, mit deren Hilfe die Luft komprimiert und die erzeugte Energie aufgenommen, gespeichert und wieder abgegeben wird. An Sulzer-Standorten in aller Welt wurde an der Entwicklung eines hochspezialisierten Pakets von Produkten gearbeitet, die zu einer skalierbaren, energie- und kosteneffizienten Plattform verbunden werden können und FLASC die Verwirklichung seiner Vision einer zuverlässigen Versorgung mit sauberer Energie ermöglichen.
Die Schifffahrt mit grünem Methanol dekarbonisieren
Daneben unterstützt Sulzer den dänischen Energieversorger European Energy beim Bau der weltweit ersten kommerziellen E-Methanol-Anlage als eine alternative Methode zur Speicherung erneuerbarer Energie. European Energy wandelt regenerativen Strom unter anderem aus Photovoltaikmodulen oder Windkraftanlagen in einem innovativen Verfahren in andere, besser speicherbare Energieformen um, namentlich in E-Methanol. Die Anlage in Kassö bei Apenrade im Süden Dänemarks wird mit Strom aus dem benachbarten 300-MW-Solarpark von European Energy versorgt und stellt den ersten Schritt zur gross angelegten Markteinführung dieses grünen Kraftstoffs dar, der für den Schiffsverkehr, den Strassentransport und die Chemieindustrie bestimmt ist.